Interview mit Jan-Marc Furer

Jan-Marc Furer ist ausgebildeter Filmtechniker, Videojournalist, Drehbuchautor, Dokumentarfilmer HKB und Arbeitet bei der Schwarzfalter GmbH.

Als Team aus Künstlern, Wissenschaftlern und Kreativen verbindet Schwarzfalter GmbH Filmkunst mit fundierter Forschung, um Spielfilme, unterhaltsame Bildungsklips und Projekte zur Wissenschaftskommunikation zu entwickeln und zu produzieren. Aufgrund ihrer differenzierten und innovativen Ideen hat die Renaissance Society schon einige Filmprojekte welche in Zusammenarbeit mit Schwarzfalter GmbH und Jan-Marc entstanden sind gefördert. Jan-Marc gibt uns in einem Interview genaueren Einblick in seine Leidenschaft.
 

Du bist ein Film-Profi, beschäftigst dich den ganzen Tag mit bewegten Bildern. Ist für dich ein Kinoabend mit deiner Frau überhaupt noch ein Vergnügen, oder leidest du an Übersättigung? 

Im Gegenteil, ich liebe es, auch privat Filme zu schauen. Ich versuche manchmal Filme mit einer professionellen Distanz anzuschauen und auf technische Details zu achten. Mit dem Resultat, dass ich fast immer scheitere, weil ich zu stark in die Handlung reingezogen werde und den Film einfach konsumiere.

Was hat dich als Kind/Jugendlicher so geprägt, dass bei dir der Wunsch aufkam, eine berufliche Laufbahn im Bereich Film- und Fernsehen?

Als kleiner Junge faszinierten mich epische Filme wie «Herr der Ringe» oder Action-Streifen mit Jacky Chan. Mit der Zeit interessierte es mich dann immer mehr zu erfahren, wie solche Filme überhaupt gemacht werden. 

Wegweisend war für mich eine Phase, als ich in unserer Kirchgemeinde die Ausbildung «Strategisches Lebenstraining» durchlief. Da stand das Buch von Francis Schaeffer «Wie sollen wir denn leben?» auf dem Programm. Dieses beleuchtete die lebensprägende Bedeutung von Filmen. Da realisierte ich zum ersten Mal wie enorm wichtig, die Filme für die Gesellschaft sind. 

Zu diesem Zeitpunkt überlegte ich mir noch, Polizist zu werden. Dann spürte ich aber wie einen Ruf Gottes in die Welt der bewegten Bilder hinein. 

Du bist als Filmemacher ein Geschichtenerzähler. Welche Akzente setzt du beim Storytelling? 

Bei der Auswahl der Themen für unsere Filme geht es uns oft darum, jene Geschichten zu erzählen, die heute eine grössere Aufmerksamkeit verdienen. Am Anfang des Prozesses wird uns manchmal beiläufig die Geschichte einer faszinierenden Persönlichkeit oder einer spannenden historischen Begebenheit erzählt. Etwas fängt plötzlich an, in uns zu wachsen. Wir prüfen die Idee eines Films. Wenn wir erleben, wie diese sich in uns entwickelt und das Aufkommen von Begeisterung spüren, dann entscheiden wir uns, einen Film zu schaffen, um dieser Person, diesem Thema eine neue Plattform zu bieten.

Dabei ist unser Ansatz immer, komplexe Sachverhalte möglichst einfach darzustellen. Wir versuchen da auch Storys aufzugreifen, die komplex sind, und ringen nach Wegen, wie wir sie in einem Film gut umsetzen können.

Bei Schwarzfalter haben viele Produktionen einen Bezug zu christlichen Glaubensthemen. Willst du als Regisseur dein Publikum vor allem belehren oder missionieren?

Ich bin der Ansicht, dass es in der langen Geschichte des Christentums eine riesige Vielzahl von spannenden Geschichten, die Themen ansprechen, die heute von grosser Bedeutung sind. Ich habe riesige Freude, diese zu erzählen. 

Ich sehe mich weder als Lehrer noch als Missionar. Ich möchte einfach die starke Faszination, die von einem Thema oder Person ausgeht, mit anderen teilen. Aber vielleicht hat es etwas Missionarisches, wenn man als Regisseur oder Drehbuchautor die Erkenntnisse, die man aus einer Geschichte gewonnen hat oder seine eigenen Überlegungen zu einem faszinierenden Thema, mit dem Publikum teilen möchte. Ganz besonders, wenn man eine grosse Begeisterung verspürt.

Inwiefern prägt dein/euer Glaube den visuellen Stil eurer Filme, eure Ästhetik oder eure dramaturgische Handschrift?

Die Mitglieder unseres Teams bringen eine Vielzahl von christlichen Traditionen mit. Das ist in künstlerischer Hinsicht ein unglaublicher Schatz. Dies fliesst bewusst oder unbewusst in unsere Arbeit hinein. Dabei haben wir grosse Freude eine Ästhetik zu entwickeln, die geprägt ist von der Dichte, der Komplexität und dem Reichtum christlicher Bildtraditionen. Dies ist nicht eigentlich geplant, aber das fliesst immer wieder in unsere Filmsprache hinein.

Wir setzen uns bei unseren Themen auch viel mit der Erfahrung von Leid auseinander. Unsere Filme vermitteln am Ende stets versöhnliche, hoffnungsvolle Aspekte. Da setzen wir wohl ganz natürlich auf die Kraft der Auferstehung, des neuen Lebens, das in uns wohnt.

Als Schwarzfalter arbeitet ihr sehr teambezogen: Wie schafft ihr im Büro oder am Set ein respektvolles Miteinander, und wie geht ihr mit Spannungen um?

Zentral bei unserer Arbeit ist die Diskussion. Und diese wird bei uns durchaus kontrovers geführt. Ich musste lernen, dass wir erst durch diese Streitgespräche wachsen konnten. So haben sie dazu geführt, dass sich die Qualität unserer Arbeit verbessern konnte; aber die Konfliktbewältigung hat auch dazu beigetragen, dass unsere freundschaftlichen Beziehungen zueinander gewachsen sind. 

Zwischen Nischen- und Mainstream-Publikum – wie positioniert Schwarzfalter seine Projekte, und welche Strategien verfolgt ihr? 

Wir haben das Glück, dass viele unserer Arbeiten Auftragswerke sind, wo der Auftraggeber bereits bestimmt, welches Publikum es erreichen soll. 

Persönlich finde ich es stets herausfordernd zu entscheiden, wie wir Filme mit komplexen Themen gestalten können, die das allgemeine Fernsehpublikum zu Hause ansprechen sollen: das sind ja sowohl bildungsferne Leute wie auch Wissenschaftler – mit den unterschiedlichsten weltanschaulichen Prägungen von fromm bis atheistisch. Da eine Balance zu finden, ist sehr herausfordernd.

Einfacher ist es, wenn wir reine Auftragswerke haben, die wir gemäss den Vorgaben des Auftraggebers gestalten. Im Moment arbeiten wir etwa an einem Film zum 500. Geburtstag der Reformation mit einem Fokus auf die Persönlichkeit von Niklaus Manuel. Dieser Film wurde von der Berner Kirche in Auftrag gegeben und wird seine erste Präsentation im Rahmen eines theologischen Kongresses finden.

Lob und Kritik sind das Echo für eure Arbeit. Welchen Stellenwert haben sie für dich?

Wir hatten das Glück, etwa für unseren Film «End of Humanity» sehr gute Kritiken aber auch Auszeichnungen an bedeutenden Filmfestivals erhalten zu haben. Da kommen schon Freude und Stolz auf. Besonders wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang das Glücksgefühl, dass unsere Botschaft verstanden worden ist – dies ist ganz besonders bedeutsam, wenn es sich um eine Anerkennung durch eine säkulare Filmjury handelt. 

Negative Kritik nehmen wir ernst und versuchen daraus zu lernen. Ich darf zum Glück feststellen, dass wir selten sehr negative Rückmeldungen erhalten. In den meisten Fällen weisen die kritischen Stimmen auf bestimmte Schwachstellen im Film hin. Und wir wissen alle, dass es in jedem Film Passagen gibt, die nicht ganz gelungen sind und sind somit nicht überrascht. Diese spezifische Kritik ist aber fast immer umgeben von wohlwollenden Rückmeldungen. Da bin ich sehr froh!